In den vergangenen Wochen gab es immer wieder neue Enthüllungen zum wichtigen Thema MeToo. Im Mittelpunkt dabei die Recherchen zu Dieter Wedel und dem WDR. Allerdings gab es auch weitere, weniger beachtete Berichte über die Situation in den Theatern oder der Kultur- und Musikbranche.
Doch wie schwierig sind diese Recherchen, wie findet man "Betroffene", die zum Reden bereit sind? Wie schwierig ist die Kontaktaufnahme? Und wie überprüft man die Glaubwürdigkeit? Wie schützt man diejenigen, die ihre Erlebnisse schildern, aber anonym bleiben möchten? Wie sichern sich die Reporter/innen vor einer Veröffentlichung ab, um juristisch nicht belangt zu werden? Wann nimmt man Kontakt zu den "Beschuldigten" auf - und in welcher Form? Was erlebt man dann an Reaktionen - juristisch und persönlich? Wann werden Namen genannt - und wann nicht? Und generell: Was ist bei dieser sogenannten Verdachtsberichterstattung zu beachten?
Es ist oft ein sehr schmaler Grat zwischen einem (recherchierten) Bericht mit konkreten Vorwürfen - und dem "Rufmord" eines Beschuldigten. Doch wann überwiegt das öffentliche Interesse gegenüber dem gesetzlich garantierten Schutz der Persönlichkeitsrechte des Betroffenen?
Auf diesem Panel diskutieren Autorinnen, die - wie Annabel Wahba (ZEIT) - die Affären um Dieter Wedel oder - wie Marta Orosz (Correctiv) und Laura Backes (SPIEGEL - die Vorgänge im WDR recherchiert und publiziert haben. Mit dabei ist Nina Lüssmann von der (Kanzlei "Prinz Lüssmann Perten"), die aus Juristensicht all diese Fragen, auch die Abwägungen bestens kennt.
Natürlich gelten auch bei diesem Panel die journalistischen Grundregeln: Keine Nennung von Quellen, keine Preisgabe von vertraulichen Informationen. Dennoch garantiert die Panel-Besetzung spannende Einblicke in die Arbeit jener Reporterinnen, die nicht nur für Schlagzeilen gesorgt haben, sondern auch eine besonders große Verantwortung haben - damit aus der "Aufklärung" nicht ein "Rufmord" wird.
Links:
Warum es so schwierig ist, zu "Me Too" zu recherchieren (Süddeutsche Zeitung)
Der Fall Dieter Wedel, Ehre und Verantwortung: investigativer Journalismus und die Machtfrage (Wirtschaftswoche)
Er nannte sich „Alpha-Tier“. Wie ein Fall von sexueller Belästigung beim WDR ohne Konsequenzen blieb (correctiv)
Sechs Frauen werfen "Tatort"-Koordinator Belästigung vor (Der Spiegel)
Dieter Wedel: Im Zwielicht (Die Zeit)
Dieter Wedel: Der Schattenmann (Die Zeit)
Dieter Wedel: Das System (Die Zeit)
FALL DIETER WEDEL - Was vom Rechtsstaat übrig bleibt (Cicero)
Zeit-Autorinnen über Kritik an Wedel-Enthüllung: “Berichterstattung muss möglich sein, sonst wäre der investigative Journalismus tot” (Meedia)
In dubio pro Recherche: Weshalb die Berichterstattung des Zeit Magazins im Fall Dieter Wedel richtig war (Meedia)
„Pro & Contra: Berichterstattung über Dieter Wedel - Durfte Die Zeit das?“ (Legal Tribune Online)
Beschuldigte in #MeToo-Debatte: Wann darf die Presse Namen nennen? (tagesschau.de)