Willkommen in Ungleichland! Düsseldorf, Privatflugterminal. Der Pilot wartet schon in Uniform an der Pforte, als Bauunternehmer Christoph Gröners Auto vorfährt. Tür auf, schnellen Schrittes durchs Terminal, Tasche in den Jet und los. Über den Wolken verrät Christoph Gröner: Heute hätten sich seine Wirtschaftsprüfer gemeldet. Sein Unternehmen sei jetzt eine Milliarde Euro wert. Er gehört zu den reichsten Menschen des Landes. Sechs Monate lang hat er sich filmen lassen - bei Vorstandssitzungen und Charitiy-Abenden, unter Investoren in Cannes und beim Streit um Baugenehmigungen in Köln.
Genau wie die Familie Clauß - Vater Thomas, Mutter Catrin und die Kinder Gustav und Luise. Immer gearbeitet, alles richtig gemacht - trotzdem ist eine Immobilie in ihrer Stadt Leipzig für sie ohne Rücklagen unbezahlbar. Und dann soll auch noch das Siemens-Werk, in dem Thomas Clauß als Ingenieur arbeitet, schließen.
UNGLEICHLAND verwebt diese und weitere dokumentarische Stränge in drei Teilen. Wir zeigen nicht nur die Ungleichheit der Vermögen, sondern auch wie sich diese bei den Themen CHANCEN und MACHT fortschreibt. Die erzählerische Ebene verknüpfen wir mit Mini-Lectures. Direkt in die Kamera, gestenreich und an optisch opulenten Orten liefern international anerkannte Experten mehr als Statements. Neben Branko Milanovic sprechen der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, der Ökonom Thomas Piketty, Brooke Harrington, die intensive Feldforschung in Offshore-Gebieten unternommen hat, Stanford Professor Raj Chetty, der Big Data für nachbarschaftsgenaue Ungleichheitskarten genutzt hat und viele mehr.
Das Besondere an docupy: Lange, bevor die Filme im Fernsehen gesendet wurden, ist docupy - Ungleichland online gegangen - als längste Sendung der Welt. Online-Autoren bearbeiteten das Thema in Videos, Insta-Stories und Twitter-Umfragen. Gleich das erste Online Video wurde ein viraler Hit: "219 Frauen – eine Frage" in dem Bundestagsabgeordnete über Ungleichheit bei den Geschlechtern sprechen erreichte über drei Millionen Menschen. Ein Grund für den Erfolg, so glauben wir: Wir haben uns für eine neue Form der Zusammenarbeit entschieden. Onliner, Filmautoren, Rechercheure, Grafiker, ein Regisseur – sie alle arbeiten wie eine kleine Redaktion langfristig zu einem Thema. Mindestens einmal in der Woche werden neue Rechercheergebnisse mit allen geteilt. Gemeinsam überlegen wir, wie die Inhalte in welches Medium passen. Weder das Netz noch das Fernsehen sind Resterampe. Konsequent crossmediales Erzählen.
Links:
Docupy (WDR):
219 Frauen – eine Frage (Facebook)
Warum die Doku "Ungleichland" uns so wütend macht (bento)