Vor eineinhalb Jahren schrieb uns ein Informant: Am ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig habe es in den 50er- bis 70er-Jahren Medikamentenversuche gegeben, an Kindern und an erwachsenen Psychiatriepatienten. Wir begannen zu recherchieren und stellten fest: Unsere Recherche besteht aus zwei Hauptzweigen, die sich immer weiter um- und aneinander entwickelten:
Zum einen wühlten wir uns durch Archive und medizinische Fachbestände, um Belege für solche Versuche zu finden und fanden fast 40 Aufsätze und Dokumente zu Medikamentenstudien. Hieb- und stichfest sind diese Quellen – aber auch schweigsam. Und sie nennen keine Patientennamen.
Zum anderen haben wir nach den Menschen gesucht, die als Kinder im Landeskrankenhaus Schleswig waren. Mehr als 30 haben wir gefunden und uns mit ihnen zu intensiven Gesprächen getroffen. Ihre Erinnerungen an die Zeit in Schleswig sind konkret: Tabletten, Spritzen, Dämmerzustände, Zwang. Aber sind sie auch glaubwürdig? Erinnerungen können zerbrechen, verblassen oder erst unter einem Vergrößerungsglas zu Monstrositäten werden. Patientenakten aus der Zeit gibt es keine mehr.
Unser Ziel konnte also nur sein, daraus ein plausibles Bild zu entwickeln, wie es in Schleswig wirklich gewesen ist. Denn die Versuchsopfer versuchen immer noch Entschädigung zu erhalten und ihre Gegner – die großen Pharmakonzerne und das Land Schleswig-Holstein – sind heute mächtiger als damals.
Links:
Multimediadoku:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Wie-Kinder-zu-Versuchsobjekten-wurden,medikamente326.html#page=0&anim=slideFernsehdoku:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/Vergessene-Seelen,doku1166.htmlRadiofeature und Talksendung:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Vergessene-Seelen-in-Schleswig,medikamente336.html